Gestern ist das seit der Wende besetzte Haus in der Liebigstraße 14 in Berlin geräumt worden. Schon seit 6 Uhr morgens hatten sich vor dem Haus 2500 Polizisten aufgestellt. Kriegartige Szenen müssen sich dort abgespielt haben.
Auf der einen Seite: die Besetzer, verbarrikadiert im Haus, es ist ruhig, irgendwo tropft ein Wasserhahn. Plopp, plopp, plopp, tickt er die verbleibende Zeit zur Räumung davon, eine unbeugsame Uhr ohne Zeiger. In den Ecken kauern Gestalten, bereit, sich dem Unvermeidbaren zu ergeben. Andere stehen aufrecht da, ihre Körper sind wie Federn gespannt, die jeden Moment springen können. In einem Zimmer wimmert jemand leise.
Auf der anderen Seite: die Polizei, eine ganze Streitmacht. 2500 Gestalten in Reih und Glied, wie Streichhölzer in einer Schachtel, dicht an dicht gedrängt und nur ein Funken reicht, um ihre Energie zu entfesseln. Ein Blick in die starren Augen, Schweißtropfen laufen hinein. Plopp, plopp, plopp, vernetzen sie die Sicht, aber Wegwischen geht nicht, es darf keine Schwäche gezeigt werden.
So stehen sich die Heere gegenüber, die Luft ist schneidbar, sogar mit einem Buttermesser. Zwei Rammböcke, die gleich aufeinerprallen und eine Orgie der Zerstörung hinterlassen werden.
Doch es geschieht nichts. Minuten vergehen, bald schon sechzig an der Zahl, eine volle Stunde und immer noch sind die Katapulte aus Fleisch nicht losgelassen. Aber dann, DAAAAANN.….……kann es endlich losgehen!
Denn um acht kommt der Gerichtsvollzieher mit dem Räumungsbescheid.
Schöne Bürokratie.