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Para­lym­pics 2012 – Bar­rie­re­frei zuschauen?

Hach ja, wie war das doch schön vor einem Monat, als die Olym­pi­schen Spie­le in Lon­don statt­fan­den. Man muss­te ein­fach nur mor­gens den Fern­se­her anschal­ten und schon konn­te man den gan­zen Tag bis 1 Uhr nachts ein­fach neben­her span­nen­de Wett­kämp­fe schau­en. Ich weiß jetzt nicht nur was ein Ippon ist und dass Mili­ta­ry heu­te Viel­sei­tig­keits­rei­ten heißt, son­dern könn­te nun gene­rell sämt­li­che olym­pi­schen Sport­ar­ten selbst mode­rie­ren. Man muss ein­fach nur bei Kopf-an-Kopf-Wett­kämp­fen laut rufend, bei Kon­zen­tra­ti­ons-Sport­ar­ten gedämpft-erklä­rend kommentieren.

Umso trau­ri­ger war ich, als Olym­pia dann vor­bei war. Was soll­te ich denn nun mit den plötz­lich schein­bar sinn­los dahin­plät­schern­den August­ta­gen anfangen?

Zum Glück haben vor­ges­tern die Para­lym­pics begon­nen. Doch schon ein ers­ter Blick auf die ARD-Web­site macht klar, dass hier gar nichts ein­fach ist. Die all­ge­mei­ne Igno­ranz von Bar­rie­re­frei­heit beginnt schon bei der Über­tra­gung.  Gan­ze 37 Stun­den wer­den in ARD und ZDF über­tra­gen, so brüs­ten sie sich auf ihrer Home­page. Woooow, wie groß­zü­gig. Wird also nichts mit mor­gens ein­fach ein­schal­ten und span­nen­de Wett­kämp­fe sehen. Statt­des­sen wird hie und da fle­cken­ar­tig ver­ein­zelt mal reingeschaltet.

Naja, so ist das halt mit der Bar­rie­re­frei­heit und der so viel­ge­rühm­ten wach­sen­den Popu­la­ri­tät der para­lym­pi­schen Spie­le. Es gut mei­nen reicht halt nicht immer aus.

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Ein Hoch auf uns­re Busfahrer!

Vor genau einem Jahr habe ich mich über die zwi­schen­mensch­lich-sozi­al desen­si­bi­li­sier­ten Bus­fah­rer Pots­dams mokiert. Ich muss mei­ne Ansicht mitt­ler­wei­le aber bis zu einem gewis­sen Grad revi­die­ren. Zwar hat sich ver­hal­tens­tech­nisch nichts geän­dert, aber der dies­jäh­ri­ge Win­ter, der mal wie­der alle über­rascht hat, weil er viel zu schnell und viel zu inten­siv kam (man gewöhnt sich ein­fach nie dran, kaum kommt der Dezem­ber – schwupps! ist auch schon Win­ter), lie­fert eine klei­ne Ent­schul­di­gung für das Ver­hal­ten der Bus­fah­rer: sie sind näm­lich gestresst.

Und da durf­te ich doch tat­säch­lich inner­halb weni­ger Wochen zwei Glanz­leis­tun­gen der loka­len Fah­rer beob­ach­ten, die mei­ne Bewun­de­rung her­vor­rie­fen und mei­ne Moti­va­ti­on, sie wei­ter­hin freund­lich zu grü­ßen, stei­ger­te. Bei­de Vor­fäl­le fan­den auf dem abend­li­chen Heim­weg vom sehr abseits gele­ge­nen Cam­pus Golm statt:

Das ers­te Mal woll­te sich der Bus wie gewöhn­lich durch die schmal­ge­bau­te 30er-Zone des Gol­mer Wohn­ge­biets schlän­geln. Als der 15m lan­ge Gelenk­bus schon um die Kur­ve gebo­gen war, stör­te dann doch das eine falsch­ge­park­te Auto und wir steck­ten fest. Jeg­li­ches Vor- und Zurück­sto­ßen ver­schlim­mer­te die Lage nur. Auch dass wir Fahr­gäs­te ver­such­ten, das Auto weg­zu­tra­gen, trug nicht posi­tiv zur Ver­än­de­rung der Situa­ti­on bei. Schließ­lich schaff­te es der Bus­fah­rer durch mil­li­me­ter­ge­nau­es Ran­gie­ren, den Bus und damit uns aus der miss­li­chen Lage zu befrei­en. Echt eine Wahnsinnsleistung.

Das zwei­te Ereig­nis erleb­te ich, als es abends anfing zu schnei­en, nach­dem den gan­zen Tag lang Gra­de um die Null über­all Schnee­matsch ver­ur­sacht hat­ten. Die Stra­ße war also extrem glatt und lei­der befin­det sich die Bus­hal­te­stel­le genau in einer Sen­ke, sodass man bei die­sem Wet­ter Anlauf neh­men muss, um wie­der aus der Sen­ke her­aus­zu­kom­men. Die­sen Anlauf hat­te der Bus aber nicht (weil er ja hal­ten muss­te, um uns ein­zu­sam­meln). Des­halb muss­te der Fah­rer drei­mal mit sei­nem Rie­sen­ge­lenk­bus zurück­sto­ßen, bis er auf der ande­ren Sei­te so weit die Sen­ke wie­der rauf­ge­krab­belt war, dass er genug Anlauf neh­men konn­te. Die Ver­kehrs­in­sel in der Mit­te der Stra­ße, die die Spur noch ver­schmä­ler­te, trug nicht hel­fend zur Ver­bes­se­rung der Umstän­de bei. Als der Bus­fah­rer das Hin­der­nis über­wun­den hat­te und wir unse­ren Weg fort­set­zen konn­ten, klatsch­ten wir alle bewun­dernd wie Tou­ris­ten in einem Mal­lor­caf­lie­ger, wenn der Pilot gelan­det ist.

Des­halb also mei­ne neu­en Vor­sät­ze für die­ses Jahr: Nach­sich­tig sein, auch wenn die sozia­le Kome­pe­tenz der Pots­da­mer Bus­fah­rer mal wie­der auf dem Tief­punkt ange­kom­men ist; sie habens halt echt nicht leicht.

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Bes­ser spät und nie

Neu­lich soll­te ich mal ne Haus­ar­beit schreiben.
Nach­dem ich die Stun­den davor mit aller­lei unauf­schieb­ba­ren Din­gen wie Rech­nun­gen sor­tie­ren und Schreib­tisch auf­räu­men ver­bracht hat­te, begann ich mich zu schä­men und stell­te mir selbst die Dia­gno­se: Pro­kras­ti­na­ti­on.

Vom Selbst­hei­lungs­wahn befal­len fing ich an, mei­ne Krank­heit zu goo­geln und stieß dabei auf jede Men­ge Arti­kel, die zum Glück viel­zäh­lig und alle recht lang waren.
Als ich mich damit (wie es dem sokai auch schon pas­siert ist) in eine para­do­xe End­los­schlei­fe ver­setzt hat­te, schäm­te ich mich noch mehr.

Mit der Haus­ar­beit habe ich immer noch nicht so rich­tig angefangen.
Aber mein Schreib­tisch ist jetzt hübsch übersichtlich.

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Alle Vor­sät­ze an Bord geworfen

Eigent­lich hat­te ich mir für 2009 vor­ge­nom­men, mir nichts vorzunehmen.

Aber in Anbe­tracht der neu­es­ten Ereig­nis­se, hab ich doch einen guten Vor­satz gefasst:
bis­her war ich immer ziem­lich fies zu den armen Bus­fah­rern der ViP, die jeden Tag hun­der­te Stu­den­ten zur Uni fah­ren und sie wie­der abho­len. Alles, was sie täg­lich von mir zu hören beka­men, war ein „Schö­nen guten Morgen/Schönen guten Tag” und ein strah­len­des Lächeln dazu.

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Dass es genügt, mir dadurch die Freund­schaft der gestress­ten Dienst­leis­ter zu erkau­fen? Wenn das alle so machen, ist es ja kein Wun­der, dass die geplag­ten Bus­fah­rer den Stu­den­ten die Türe vor der Nase zuhau­en, auch wenn die­se schon längst in Sicht­wei­te ange­rannt kom­men. Auch kann ich nun ver­ste­hen, dass man ein­fach an einer Bus­hal­te­stel­le vor­bei­fährt und die Pas­sa­gie­re ste­hen lässt, wenn der Bus nur halb­voll ist.

Des­halb mein Auf­ruf an alle:
Kin­der, seid doch bit­te nett zu den Bus­fah­rern die­ser Welt!
Küsst ihnen die Füße für ihre über­gro­ße Gna­de, euch mit­fah­ren zu lassen.
Fallt ihnen um den Hals, wenn sie euch nicht gleich beim Betre­ten anschreien.
Macht groß­zü­gi­ge Geld­ge­schen­ke, wenn sie pünkt­lich sind.

Nur so kön­nen wir es ihnen dan­ken, dass es sie gibt.
Ein Hoch auf die Dienstleistungsbranche!