Die Mühlen der Demokratie mahlen hier auch nicht schneller als in Deutschland. Beim Zoll hat man sogar das Gefühl, dass die Mühlen dringend mal wieder geölt werden sollten.
Genau da musste ich nämlich diese Woche hin, weil wir aus Deutschland eine Ladung Bücher bekommen haben, um den Handapparat zu erweitern. Da in Argentinien sehr hohe Einführungsgebühren erhoben werden, muss jedes größere Paket erst einmal durch den Zoll.
Folgendermaßen läuft das ab:
- Man bekommt einen Lieferschein, dass das Paket da ist.
- Zu einer bestimmten Zeit (ca. 4h in der Woche) ruft man beim Zoll an und meldet sich für die nächste Öffnungszeit an.
- Man geht mit der Benachrichtigung und dem Pass zur Sprechstunde zum Zoll in ein kleines Büro im vierten Stock, wo ein Mann sitzt, der definitiv – seiner Grummeligkeit und seiner Arbeitseinstellung nach zu urteilen – deutsche Beamten als Vorfahren hat. Dieser überprüft die Daten, nimmt das Paket unter den Arm und zusammen marschiert man ein Stockwerk tiefer. Meist versucht der Mensch, ein paar Pesos „Gebühren” zu kassieren; man sollte beharrlich bleiben und diese „Gebühren” nicht bezahlen.
- Man wartet, bis man aufgerufen wird.
- Das Paket wird geöffnet und der innen befindliche Lieferschein wird auf Korrektheit überprüft.
- Das Paket wird wieder zugemacht und man geht…
- …mit dem Lieferschein zur Universität (in unserem Fall), wo eine Dame eine Bescheinigung ausstellt und noch andere Formalitäten erledigt.
- Einige Zeit später kann man sich mit dem abgesegneten Lieferschein wieder der gleichen Prozedur unterziehen, also:
- beim Zoll anrufen,
- in den vierten Stock gehen,
- mit dem Mann und dem Paket in den dritten Stock gehen,
- warten.
- Und dann – wenn man Glück hat – darf man das Paket mitnehmen.
Das Ganze wird noch etwas komplizierter, wenn eine andere Person die Lieferung abholen soll. Außerdem ging es bei uns relativ reibungslos, weil es sich nur um Bücher handelte und außerdem auch mit der Universität eine staatliche Institution mit im Spiel war. Zusätzlich muss man normalerweise noch einen gewissen Prozentsatz des Paketwertes an Steuern bezahlen.
Also bitte, schickt mir keine Pakete!