Für alle, die sich gefragt haben, ob ich meinen Kulturschock mittlerweile überwunden habe: Ich denke ja, wie vorausgesehen waren es ziemlich genau zwei Monate, die es gedauert hat.
Was ist eigentlich ein Kulturschock? Laut Wikipedia gliedert sich dieser in vier Phasen:
- Die Honeymoon-Phase, in der man noch ganz überwältigt von allem Neuen ist und euphorische Gefühle hat.
- In der Krise befindet man sich dann, wenn man die kulturellen Unterschiede als negativ empfindet und sich seiner sprachlichen Defizite bewusst wird. Davon legt einer meiner Artikel Zeugnis ab.
- Durch die Phase der Erholung entwickelt man langsam Verständnis für die neue Kultur.
- Man integriert sich dann durch Anpassung und übernimmt sogar Charakteristika der fremden Kultur.
Um in die vierte Phase zu gelangen, muss man allerdings auch ein bisschen Eigenleistung bringen. Ich beobachte zum Beispiel sehr gern die Gestik anderer Leute und imitiere deren Akzent und Prosodie. Das bringt mich hier in Argentinien ab und zu mal in die Bredouille, weil die Menschen meine sprachlichen Fähigkeiten besser einschätzen als sie eigentlich sind. Was mir hier sehr gut gefällt, ist der starke Einsatz der Hände beim Reden. Das werde ich hoffentlich in Deutschland beibehalten (obwohl die deutsche Sprache und Mentalität dafür vielleicht nicht ganz so gut geeignet sind), passt also auf, dass ich euch nicht versehentlich im Eifer des Gefechts auf die Nase haue.
Kulturschock ist ergo nichts Schlimmes und im Gegenteil sogar ein unheimlich interessantes Gebiet für Feldforschung am eigenen Leib. Es hat mir aber sehr geholfen, das Ganze schonmal in England durchlebt zu haben, die Phasen zu kennen und zu wissen, wie ich persönlich reagiere. Hat man es erst einmal bis dahin geschafft, wird man sich für immer mit der adaptierten Kultur verbunden fühlen und diese als Teil eines selbst akzeptieren. Allen, die nach mir für längere Zeit ins Ausland gehen, sei ans Herz gelegt, einfach abzuwarten und sich auf den guten Teil zu freuen.
Übrigens hilft einem dabei auch sehr das Reisen in andere Teile des Landes, weshalb ich am kommenden Wochenende nach Salta fahre.