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Argentinien

War­um man mich heu­te für kri­mi­nell hielt

Ich war vor­hin im Super­markt, weil ich noch ein paar Ein­käu­fe für mei­ne mor­gi­ge Rei­se nach Til­ca­ra machen wollte.

Dass ich mich an der Kas­se immer mit Hän­den und Füßen gegen die Plas­tik­tü­ten weh­ren muss, die mir die Kas­sie­re­rIn­nen auf­zwän­gen wol­len, bin ich mitt­ler­wei­le gewöhnt. Auch dar­an, dass ich auf mein vehe­men­tes Kopf­schüt­teln und mein „No nece­si­to una bol­sa, quie­ro pro­te­ger la natu­ra­le­za” („Ich brau­che kei­ne Tüte, ich will die Natur schüt­zen”) hin immer merk­wür­dig ange­schaut wer­de. Und ich mache mir auch nichts mehr draus, dass mei­ne Jute­ta­sche (auf der sogar Wer­bung des DAADs für das Stu­di­um in Deutsch­land steht) miss­trau­isch beäugt wird.

Aber vor­hin wur­de ich dank mei­nes Umwelt­be­wusst­seins sogar für kri­mi­nell gehal­ten. Als ich näm­lich schon durch den Kas­sen­be­reich durch war, und gera­de mei­ne Ein­käu­fe in mei­nem Arse­nal an mit­ge­brach­ten Taschen ver­stau­en woll­te, wur­de ich vom Super­markt­secu­ri­ty­mann ange­spro­chen. Er woll­te ger­ne mal mei­nen Kas­sen­bon sehen. Aus­gie­big über­prüf­te er, ob auch wirk­lich alle mei­ne Pro­duk­te auf dem Zet­tel stan­den. Da ich mir natür­lich kei­ner Schuld bewusst war, woll­te ich ger­ne wis­sen, was das Pro­blem sei. Er frag­te mich, war­um ich denn mei­ne Sachen nicht in Plas­tik­tü­ten gepackt hätte.

Da konn­te ich mal wie­der nur schul­ter­zu­ckend ant­wor­ten: „Quie­ro pro­te­ger la naturaleza.”

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Back in town

Sode­le. Das war also mein Aus­flug aufs Land. Die Stre­cke an und für sich war nicht lang, Luft­li­nie sind es nur geschätz­te 100 km von Tucumán nach San­ta María, aber da wir auf über 3000 m rauf muss­ten, durch einen Nebel­wald und das Städt­chen Tafí del Val­le – das Kitz­bü­hel der Anden – und auf der ande­ren Sei­te wie­der run­ter, waren wir 5h Stun­den unter­wegs. Und das nicht wie bei uns, auf einer beque­men schnur­ge­ra­den Auto­bahn, son­dern Ser­pen­ti­nen ent­lang mit dem Neben­ef­fekt, dass einen der Höhen­un­ter­schied und das Gekur­ve duse­lig macht.

Es hat sich aber gelohnt, denn obwohl bei der Abfahrt in Tucumán Regen bei 15°C war, und es auch in Tafí nicht bes­ser wur­de, emp­fing uns das Tal von San­ta María mit strah­len­dem Son­nen­schein und 25°C (abends). Und so blieb es dann auch die nächs­ten Tage. Das ist echt ver­rückt hier, man fährt ein paar Meter und schon sieht alles anders aus und man ist ist einer völ­lig unter­schied­li­chen Klimazone.

In San­ta María haben wir dann ganz rus­ti­kal gezel­tet, ohne flie­ßend Was­ser und mit Lager­feu­er. Und rus­ti­kal, das bedeu­tet natür­lich auch, dass es Tie­re gab: schö­ne Tie­re wie klei­ne Meer­schwein­chen, Pfer­de, Esel, Hun­de, Kat­zen, Füch­se, Vögel. Und blö­de Tie­re wie Skor­pio­ne und Schlan­gen (hab ich aber nicht gese­hen), außer­dem zu mei­nem Ent­set­zen rie­sen­gro­ße (Hand­grö­ße!) Spin­nen im Zelt („Die ist aber bestimmt nicht gif­tig, so groß wie die ist.”). Ein Hor­nis­sen­nest hat­ten wir auch neben­an, aber wie ich schon bei den Hun­den fest­ge­stellt habe, sind die Tie­re hier in Argen­ti­ni­en irgend­wie ent­spann­ter und kein biss­chen aggres­siv. Das liegt bestimmt an der Laissez-faire-Lebensweise.

Nachts konn­ten wir geschät­ze hun­dert Mil­li­ar­den Ster­ne sehen (übri­gens nimmt hier süd­lich des Äqua­tors die Son­ne nicht im Süden, son­dern im Nor­den ihren Lauf) und auch vie­le Stern­schnüpp­chen. Was beson­ders auf­fäl­lig war, war die offen­sicht­lich noch größ­ten­teils indi­ge­ne Bevöl­ke­rung, die auch immer noch einen star­ken Bezug zu den Tra­di­tio­nen der Urbe­völ­ke­rung hat. So gos­sen auch wir abends den ers­ten Schluck Wein auf den Boden, als Tri­but für Pacha­ma­ma, also Mut­ter Erde. Alles in allem ist San­ta María ein ruhi­ges, hüb­sches und net­tes klei­nes Städt­chen, in dem es sich garan­tiert gut leben lässt.

Was ich gelernt habe: mein Zelt immer her­me­tisch abzu­rie­geln, dass die Sies­ta hier ein­fach dazu­ge­hört (geht von 13–17 Uhr, sogar die Tie­re machen eine Sies­ta), dass Klei­dung auch immer noch schmut­zi­ger wer­den kann und dass ich zum Haa­re­wa­schen kei­ne Dusche brau­che (ein Fluss oder eine Schüs­sel genü­gen). Außer­dem, dass man für ein ordent­li­ches Asa­do wirk­lich nur einen Rost, Holz­koh­le und gutes Rind­fleisch braucht.

Eben Zel­ten auf argentinisch.