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Gedachtes

L’en­fer c’est les autres

Nach­dem ich nach län­ge­rer Zeit mal wie­der Huis Clos (dt. Geschlos­se­ne Gesell­schaft) von Jean-Paul Sart­re gele­sen habe, ist mir mit mit­tel­schwe­rem Enset­zen auf­ge­fal­len, wie wahr und anwend­bar sei­ne Theo­rie des zwi­schen­mensch­li­chen Mit­ein­an­ders ist.

Drei Per­so­nen, Gar­cin, Inès und Estel­le, sind dazu ver­ur­teilt, bis in alle Ewig­keit in einem Raum zusam­men zu sein. Sie ver­su­chen sich zu arran­gie­ren, doch jeder Ver­such schei­tert an der Anwe­sen­heit der zwei­ten oder drit­ten Per­son. Als am Ende die Mög­lich­keit eines Aus­bruchs gege­ben ist, schaf­fen sie auch das nicht. Sie kön­nen also weder mit­ein­an­der noch ohne ein­an­der. Das ist die Hölle.

Die­se Sti­li­sie­rung der Gesell­schaft emp­fin­de ich als tref­fend, woll­te nicht jeder schon aus den Zwän­gen der Kon­ven­ti­on aus­bre­chen und hat sich letzt­end­lich nicht doch wie­der reu­ig von der Beur­tei­lung der Ande­ren zurück­ho­len lassen?

Das Erschre­cken­de an Huis Clos fin­de ich, dass man sich selbst in jeder der 3 dar­ge­stell­ten Posi­tio­nen wiederfindet.
Ers­tens ist man „man selbst”, abhän­gig von einer zwei­ten Per­son, von deren Mei­nung man unwei­ger­lich beein­flusst wird. Eini­ge Men­schen behaup­ten, dass ihnen die Mei­nung ande­rer egal sei, doch das kann nie stim­men. Hebt sich jemand zum Bei­spiel durch auf­fäl­li­ge Klei­dung von der Mas­se ab, ist dies immer ein Akt der Indi­vi­dua­li­sie­rung, er/sie pro­vo­ziert die Mei­nungs­bil­dung ande­rer sogar.
Zwei­tens ist man in glei­chem Maße die beein­flus­sen­de Per­son, man wird selbst zum Kri­ti­ker oder Beein­flus­ser, auch wenn man das gar nicht möchte.
Schließ­lich ist man auch immer ein „Drit­ter”, man fin­det sich als Beob­ach­ter und Bein­flus­ser wech­sel­sei­ti­ger Bezie­hun­gen ande­rer wieder.
Auch wenn man die Nach­tei­le die­ses Teu­fels­krei­ses erkannt hat, gibt es kei­ne Mög­lich­keit dar­aus aus­zu­bre­chen, will man nicht als Ein­sied­ler leben. Wie Sart­re so schön schreibt: wie Karus­sell­pfer­de, die im Kreis hin­ter­ein­an­der her­ren­nen, sich aber nie ein­ho­len können.

Das ist für mich das Schlim­me, dass man kei­ne ande­re Wahl hat, als die­se Sinn­lo­sig­keit zu akzep­tie­ren: „Also, machen wir weiter.”