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Gedachtes

Voll fett – Rie­sen­schnit­zel TV

Nach­dem es auch eini­gen Freun­den von mir auf­ge­fal­len ist, kann ich mit der Wahr­heit nicht län­ger hin­ter dem Berg halten:

Das deut­sche Fern­se­hen mutiert zum Rie­sen­schnit­zel TV!

Wel­chen Kanal man auch wählt, zu wel­cher Zeit man die Fern­be­die­nung auch bemüht, von über­all her sprin­gen einen diver­se Jum­bos und Fuß­ball­mann­schaf­ten an, die nur eine Daseins­be­rech­ti­gung zu haben schei­nen: soviel Essen wie mög­lich zu ver­drü­cken. Der geneig­te Fern­seh­zu­schau­er kann sich stets mit der Pro­ble­ma­tik aus­ein­an­der­set­zen, wo man eine Pfan­ne für ein 2kg-Schnit­zel her­be­kommt oder wel­che aus­ge­klü­gel­ten Metho­den es gibt, dass man den Koch/die Köchin durch einen leer­ge­putz­ten Tel­ler in Grö­ße eines Gul­ly­de­ckels in Exta­se ver­set­zen kann. Ich erin­ne­re nur zu gern an den jun­gen Mann, der nach gewon­ne­nem Schnit­zel­wett­es­sen stolz ver­kün­de­te: „Ich muss­te zwi­schen­drin bre­chen, aber ich hab’s run­ter­ge­schluckt, weil sie mich sonst dis­qua­li­fi­ziert hätten.”

Ich weiß nicht genau, woher die­se Mode kommt. Es wäre leicht, es mal wie­der auf die USA zu schie­ben, die ja oft als moder­ne Büch­se der Pan­do­ra her­hal­ten müs­sen. Doch selbst die sind mitt­ler­wei­le dar­auf gekom­men, dass der Trend eher von Fast Food weg­ge­hen soll­te, sie­he Super Size Me. War­um also set­zen Kabel1 und Co. auf Quan­ti­tät statt auf Qualität?

Auch nach lan­gem Über­le­gen fällt mir kei­ne Ant­wort dar­auf ein. Wis­sen die viel­leicht mehr als wir?

  • Gibt es viel­leicht eine heim­tü­cki­sche neue Seu­che, die alle Nutz­tie­re befal­len hat, so dass die deut­schen Fleisch­re­ser­ven schnell auf­ge­braucht wer­den müs­sen, bevor der Skan­dal ans Licht kommt?
  • Even­tu­ell hat die AOK ja auch eine neue Pfunds­kur in Pla­nung, für die sie neue Dicke braucht (weil die Ex-Teil­neh­mer ja mitt­ler­wei­le alle schlank sind)?
  • Oder ist es am Ende nur eine aus­ge­klü­gel­te Wer­be­kam­pa­gne der CMA?

Lei­der bin ich in die­ser Ange­le­gen­heit rat­los. Wer dazu mehr weiß oder inter­es­san­te Theo­rien hat, möge sie mir bit­te zukom­men las­sen, bevor ich mir aus Ver­zweif­lung noch ein Rie­sen­schnit­zel brate.

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Poesie

Ode an das Sommersemester

War­um ist der Him­mel blau
und die Son­ne strahlt
wäh­rend ich im Audimax
sitz? Mein Nach­bar malt.

War­um ist das Wet­ter schön
und die Uni nicht?
För­der­gel­der sind wohl knapp.
Anwe­sen­heit ist Pflicht.

War­um sind die Bachelors
und die Bacheloretten
noch so jung und ich so alt?
Ich brauch jetzt Zigaretten.

War­um ist das Wet­ter schön?
War­um drau­ßen schö­nes Licht?
War­um ist der Him­mel blau?
Und ich nicht?

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Gedachtes

Die lan­ge Nacht der Koryphäen

Kory­phäe – Chor­füh­rer in der grie­chi­schen Tra­gö­die

Ges­tern abend wur­de die euro­päi­sche Fern­seh­welt erneut mit dem Dino­sau­ri­er der Musik­wett­be­wer­be beglückt: dem Grand­prix de la Chan­son de l’Eu­ro­vi­si­on. Oder wie er auf Neu­deutsch heißt:

der Euro­vi­si­on Song Contest!

Das ist auch so ne Sache: Was ist eigent­lich mit der Vor­ga­be pas­siert, dass ein gewis­ser Pro­zent­satz des dar­ge­bo­te­nen Gesangs­stü­ckes in der eige­nen Lan­des­spra­che gesun­gen wer­den muss? Ein eng­li­sches Lied ist ohne Fra­ge viel wohl­klin­ger als ukrai­ni­sche Gut­tu­ral­akro­ba­tik oder fran­zö­si­sches Gegrun­ze, aber ver­steht eigent­lich auch nur die Hälf­te der Sän­ger, von was sie da singen?

Wie all­ge­mein bekannt ist, ist die oben genann­te Ver­an­stal­tung mitt­ler­wei­le zu einer ost­eu­ro­päi­schen Sache gewor­den. Was nicht schlimm wäre, denn dar­um ging es schon immer: wie bei einer Klas­sen­spre­cher­wahl stimmt man für sei­ne bes­te Freun­din oder den süßen Typen mit den blon­den Locken. So schie­ben sich die skan­di­na­vi­schen Län­der tra­di­tio­nell gegen­sei­tig die Punk­te zu und wir schaf­fen die 2 Punk­te-Hür­de mit Hil­fe unse­rer Freun­de aus der Schweiz. Lei­der war Öster­reich die­ses Jahr nicht dabei, sonst hät­ten wir viel­leicht noch 2 Punk­te mehr bekom­men, die uns spek­ta­ku­lär auf den vor­letz­ten Platz kata­pul­tiert hät­ten. Doch seit die geld­ge­ben­den west­eu­ro­päi­schen Staa­ten aus dem Wett­be­werb raus­ge­mobbt wur­den, ist das Gan­ze fest in den Hän­den von Russ­land, Arme­ni­en und Co.
Hier heißt es auf­ge­passt, die­ses Jahr wur­den wir so um den Genuss eines wei­te­ren qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Bei­tra­ges aus Irland gebracht, die für ihre mit­leid­erre­gen­de Enya-Kopie letz­tes Jahr gan­ze 5 Punk­te absahn­ten. Gut, dass wir Deut­schen uns ein­kau­fen kön­nen, sonst wäre wohl End­sta­ti­on für den Eurovision-Trash-Zug.

Der Sie­ger­bei­trag die­ses Jahr kam übri­gens aus Russ­land. Auch wenn man froh war, dass der Künst­ler nach der Hälf­te des Lie­des end­lich sei­ne Kon­takt­lin­se gefun­den hat­te, die ihm auf den Boden gefal­len war, muss man ihm zuge­ste­hen, dass er wenigs­tens sin­gen kann. Platz 2 und 3 wur­den von süßen, nahe­zu nacki­gen Mäd­chen belegt, was den Ver­dacht auf­kom­men lässt, dass man­che Län­der zu arm sind, um sich anstän­di­ge Kla­mot­ten zu leis­ten. Das müss­te aller­dings mal empi­risch unter­sucht werden.

Natür­lich gibt es nicht nur die bereits erwähn­ten leicht­be­klei­de­ten Madam­chen: auch die­ses Jahr gab es wie­der her­vor­ste­chen­de Auf­trit­te eini­ger Ein­zel­kämp­fer, die für ihre Sache die ein oder ande­re musi­ka­li­sche Lei­che über­stei­gen. So ist für 2008 der Bei­trag Spa­ni­ens löb­lich zu erwäh­nen. Rodol­fo Chiki­licuat­re ist anschei­nend sowas wie der Ste­fan Raab Spa­ni­ens. Lei­der hat auch er nicht auf die obli­ga­to­ri­sche Tit­ten­schau (nicht sei­ne eige­nen zum Glück) ver­zich­tet, den­noch waren 50% der Damen in einer lächer­li­chen Ste­war­des­sen­uni­form ver­packt, was die optisch sexu­el­le Sti­mu­la­ti­on etwas entschärfte.
Auch Frank­reich setz­te wie­der alles dar­an, sei­nen Ruf als Nati­on der schö­nen Men­schen in Fra­ge zu stel­len. Sie schick­ten einen bär­ti­gen Zot­tel ins Ren­nen, gar­niert mit eben­so bär­ti­gen Hin­ter­grund­sän­ge­rin­nen. Lei­der haben mitt­ler­wei­le auch die Fran­zo­sen die eng­li­sche Spra­che für sich entdeckt.

Kom­men wir zum Fazit. Fazit, hm? Lohnt es sich über­haupt, an eine sol­che Ver­an­stal­tung auch nur einen Gedan­ken zu ver­schwen­den? Laut Ein­schalt­quo­ten lockt der Bun­des­vi­si­on Song Con­test mehr Men­schen vor die Flim­mer­käs­ten als sein inter­na­tio­na­les Pang­dang, den­noch kann man der Ver­an­stal­tung eine gewis­se Fas­zi­na­ti­on nicht abstrei­ten. Wäh­rend mei­nes Eng­land­auf­ent­hal­tes ent­zück­ten uns die ungläu­bi­gen Gesich­ter der Ame­ri­ka­ner, die doch eigent­lich so eini­ges gewohnt sein müss­ten. Es mag absurd klin­gen, aber ein biss­chen stolz mach­te es uns Euro­pä­er schon, den Amis das Kon­zept zu erklä­ren, wie man Dut­zen­de ver­schie­den­spra­chi­ge Län­der mit den unter­schied­lichs­ten kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den unter einen Hut bringt. Qua­si die Babel Reunion.
Den­noch hal­te ich die gan­ze Ver­an­stal­tung als Relikt aus ande­ren Zei­ten für über­holt und alt­mo­disch, und zwang­haft in moder­nes Gewand geklei­det. Für Leu­te ohne Kabel­an­schluss und Geschmack, sowie für Läs­ter­freun­de aus aller Welt ist dies jedoch ein Fest, auf das man sich jedes Jahr aufs Neue freu­en kann.

So bleibt nur noch die fina­le Fra­ge offen, wer 2009 den letz­ten Platz bele­gen wird – Deutsch­land oder das UK?
Mes­da­mes et mes­sieurs, fai­tes vot­re jeu!

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Impressionen

Love is a Schild

Die­ses Schild fan­den wir am ein­glei­si­gen Bahn­hof in Thale.
Ob da das Stra­ßen­ver­kehrs­schil­der­über­wa­chungs­amt nicht ger­ne ein­grei­fen würde?

Love is a Schild

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Gedachtes

L’en­fer c’est les autres

Nach­dem ich nach län­ge­rer Zeit mal wie­der Huis Clos (dt. Geschlos­se­ne Gesell­schaft) von Jean-Paul Sart­re gele­sen habe, ist mir mit mit­tel­schwe­rem Enset­zen auf­ge­fal­len, wie wahr und anwend­bar sei­ne Theo­rie des zwi­schen­mensch­li­chen Mit­ein­an­ders ist.

Drei Per­so­nen, Gar­cin, Inès und Estel­le, sind dazu ver­ur­teilt, bis in alle Ewig­keit in einem Raum zusam­men zu sein. Sie ver­su­chen sich zu arran­gie­ren, doch jeder Ver­such schei­tert an der Anwe­sen­heit der zwei­ten oder drit­ten Per­son. Als am Ende die Mög­lich­keit eines Aus­bruchs gege­ben ist, schaf­fen sie auch das nicht. Sie kön­nen also weder mit­ein­an­der noch ohne ein­an­der. Das ist die Hölle.

Die­se Sti­li­sie­rung der Gesell­schaft emp­fin­de ich als tref­fend, woll­te nicht jeder schon aus den Zwän­gen der Kon­ven­ti­on aus­bre­chen und hat sich letzt­end­lich nicht doch wie­der reu­ig von der Beur­tei­lung der Ande­ren zurück­ho­len lassen?

Das Erschre­cken­de an Huis Clos fin­de ich, dass man sich selbst in jeder der 3 dar­ge­stell­ten Posi­tio­nen wiederfindet.
Ers­tens ist man „man selbst”, abhän­gig von einer zwei­ten Per­son, von deren Mei­nung man unwei­ger­lich beein­flusst wird. Eini­ge Men­schen behaup­ten, dass ihnen die Mei­nung ande­rer egal sei, doch das kann nie stim­men. Hebt sich jemand zum Bei­spiel durch auf­fäl­li­ge Klei­dung von der Mas­se ab, ist dies immer ein Akt der Indi­vi­dua­li­sie­rung, er/sie pro­vo­ziert die Mei­nungs­bil­dung ande­rer sogar.
Zwei­tens ist man in glei­chem Maße die beein­flus­sen­de Per­son, man wird selbst zum Kri­ti­ker oder Beein­flus­ser, auch wenn man das gar nicht möchte.
Schließ­lich ist man auch immer ein „Drit­ter”, man fin­det sich als Beob­ach­ter und Bein­flus­ser wech­sel­sei­ti­ger Bezie­hun­gen ande­rer wieder.
Auch wenn man die Nach­tei­le die­ses Teu­fels­krei­ses erkannt hat, gibt es kei­ne Mög­lich­keit dar­aus aus­zu­bre­chen, will man nicht als Ein­sied­ler leben. Wie Sart­re so schön schreibt: wie Karus­sell­pfer­de, die im Kreis hin­ter­ein­an­der her­ren­nen, sich aber nie ein­ho­len können.

Das ist für mich das Schlim­me, dass man kei­ne ande­re Wahl hat, als die­se Sinn­lo­sig­keit zu akzep­tie­ren: „Also, machen wir weiter.”