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Abend­essen mit Mönchen

Ges­tern waren wir bei einem Vor­trag eines deut­schen Phi­lo­so­phie­pro­fes­sors an der katho­li­schen Uni­ver­si­tät UNSTA. Es ging um den reli­giö­sen Aspekt in den Wer­ken des Phi­lo­so­phen Josef Pie­per. An der UNSTA sind sowohl Mön­che als auch nicht-zöli­ba­t­ä­re Ange­hö­ri­ge, mit Bru­der Juan und einem Pries­ter, sowie dem Pro­fes­sor, sind mei­ne Prak­ti­kums­be­auf­trag­te und ich danach noch Essen gegan­gen. Es war ein äußerst lus­ti­ger Abend, mit erhel­len­den Dis­kus­sio­nen in drei ver­schie­de­nen Spra­chen und wir wer­den mit dem Kon­vent in Kon­takt bleiben.

Sons­ti­ge End­rü­cke, die ich bis­her habe:

  • OH MEIN GOTT, WIE LECKER IST DAS RINDFLEISCH HIER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
  • Es gibt vie­le Stra­ßen­hun­de, die aber nicht gefähr­lich sind, einer schö­ner als der ande­re (wirk­lich eine Schan­de). Am liebs­ten wür­de ich einen mitnehmen.
  • Beim Stra­ße über­que­ren in alle Rich­tun­gen sehen. In alle Richtungen.
  • Das Essen ist wahn­sin­nig gut und die Essen­kul­tur ist auch über­aus gesel­lig (gemein­sa­me Vor­spei­sen, jeder pro­biert von jedem, usw.).

Und außer­dem stel­le ich fest: wenn ich nach vier Mona­ten kein Spa­nisch kann, habe ich etwas falsch gemacht. Man hat hier prak­tisch kei­ne Mög­lich­keit, Gesprä­chen zu ent­ge­hen, vor allem wenn die Tucu­ma­nos mit­be­kom­men, dass man Aus­län­de­rin ist.

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Der Anflug auf Bue­nos Aires

Dass der Rio de la Pla­ta unglaub­lich dre­ckig ist war mein ers­ter Ein­druck beim Lan­de­an­flug auf Bue­nos Aires. Nach 13 h Flug, davor schon 12 h Auf­ent­halt in Frank­furt und noch­mal davor wie­der 2 h Flug, bin ich schließ­lich doch gut in Argen­ti­ni­en gelan­det. Das ers­te spa­ni­sche Gespräch, das ich gleich dar­auf führ­te, war mit einem Bus­fah­rer, der mich für muy lin­da hielt. Ich mag die Argentinier.

Der 70. Geburtstag

Als ich in Tucumán ankam, ging es sofort wei­ter auf den 70. Geburts­tag der ehe­ma­li­gen Fakul­täts­de­ka­nin, zu dem ich als neue Prak­ti­kan­tin auch ein­ge­la­den war. 70. Geburts­tag, das bedeu­tet eigent­lich vie­le älte­re Men­schen, gedämpf­te Stim­men, melan­cho­li­sche Anspra­chen – in Deutschland.

Anders in Argen­ti­ni­en. Hier bedeu­tet das eine hüp­fen­de Men­schen­men­ge von 0–99 Jah­ren, sin­gen­de und tan­zen­de Leu­te und viel Geläch­ter (das Gan­ze garan­tiert nicht unter 150 Dezi­bel). Ich wur­de allen vor­ge­stellt und eins wur­de schnell klar: die Leu­te hier sind uuuuuuun­heim­lich freund­lich, offen und hilfsbereit.

Ein Wan­gen­kuss ist hier die übli­che Begrü­ßung, egal ob man sich kennt oder nicht. Obwohl ich dank 40-stün­di­ger Rei­se müde und hin­über war und auch auf ein­mal kein Wort Spa­nisch mehr ver­ste­hen und spre­chen konn­te, freu­ten sich alle, dass ich da war und beach­te­ten mei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­män­gel nicht wei­ter. Ganz  im Gegen­teil: die Leu­te freu­ten sich sogar über die drei Wör­ter, die ich dann am Ende doch hervorstammelte.

Dies soll erst­mal nur ein klei­ner Sta­tus­be­richt sein, detail­lier­te­re Mel­dun­gen fol­gen dem­nächst. Alles in allem schät­ze ich, dass die nächs­ten vier Mona­te ein abso­lu­tes tol­les und unver­gess­li­ches Erleb­nis wer­den – es hat zumin­dest schon­mal gut ange­fan­gen. Und Spa­nisch wer­de ich danach defi­ni­tiv auch kön­nen, da die Argen­ti­ni­er alles ande­re als unkom­mu­ni­ka­tiv sind.

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Iden­ti­täts­kri­se?

Als ich für ein hal­bes Jahr in Eng­land war, hat­te ich in den ers­ten zwei Mona­ten eine klei­ne Iden­ti­täts­kri­se: Obwohl ich Eng­lisch sprach, konn­te ich mich in der frem­den Spra­che nicht in gewünsch­tem Gra­de aus­drü­cken. Ich hat­te also das Gefühl, mei­ne eng­li­schen Mit­be­woh­ner ler­nen mich nicht so ken­nen, wie ich wirk­lich bin, denn dazu fehl­te ein­fach der sprach­li­che Fein­schliff. Lin­gu­is­ti­sche Vor­lie­ben wie Wort­wit­ze muss­ten da erst­mal zurück­ste­cken. Hin­zu kam ein leich­ter Kulturschock.

Das gab sich aller­dings nach zwei Mona­ten und ich konn­te mei­ne eige­ne eng­li­sche Iden­ti­tät ent­wi­ckeln, die ich jetzt immer noch gern raus­kra­me, wenn ich mich mit Eng­län­dern unter­hal­te. Das Gan­ze hat ein biss­chen was Schizophrenes.

Nun bin ich gespannt, wie es mir in Argen­ti­ni­en erge­hen wird. Ich spre­che zwar Spa­nisch, aber in weit gerin­ge­rem Maße als Eng­lisch. Das hof­fe ich natür­lich in vier Mona­ten ändern zu kön­nen. Ich erwar­te also, nach einer anfäng­li­chen mit­tel­schwe­ren Iden­ti­täts­kri­se eine argen­ti­ni­sche Per­sön­lich­keit zu ent­wi­ckeln. Wenns gut läuft, sind wir dann am Ende zusam­men mit mei­ner deut­schen Iden­ti­tät zu dritt, da ist ja dann wohl mal ne Skat­run­de ange­bracht. Schi­zo­ph­re? Nie!