Dieses Wochenende kam in Gesprächen mit deutschsprachigen Tucumán-Bewohnern zufälligerweise mehrmals das selbe Thema auf.
Wenn man in Argentinien (und speziell in Tucumán) jemanden kennenlernt, braucht man noch nicht einmal den Mund aufzumachen und schon werden einem immer die gleichen drei Fragen gestellt:
¿De dónde sos? (Wo kommst du her?)
¿Hace cuándo que estás acá? (Seit wann bist du hier?)
¿Te gusta Tucumán? (Gefällt dir Tucumán?)
Ungezählte Male des Hörens der immer identischen Fragen – und merkwürdigerweise immer in derselben Formulierung – helfen einem, ausgeklügelte Antworten zu finden. Dabei kann man nicht nur mit seiner wie aus der Pistole geschossenen Antwort glänzen, sondern findet jedes Mal auch bessere Möglichkeiten, um Kritik diplomatisch zu formulieren.
So ist meine Antwort auf die letzte Frage immer:
Sí mucho, pero el clima me mata. (Ja sehr, aber das Klima macht mir zu schaffen.)
Man kann sich auch den Spaß daraus machen, auf die letzte Frage mit „no” zu antworten. Das bringt die meisten Fragesteller aus der Bahn und zum Beenden des Gesprächs.
Für mich, die ich nur vier Monate in Tucumán bin, ist das nicht ganz so schlimm. Eine österreichische Studentin jedoch, die schon 6 Jahre hier ist und perfekt tucumano básico spricht, leidet schon länger unter der alten Leier. Sie lässt sich daher stoisch die Antworten aus der Nase ziehen und entgegnet auf die dritte Frage:
Obviamente. (Offensichtlich.)
Meine Überschlagungen haben ergeben, dass bei viermonatigem Aufenthalt, in dem mir ca. 30 Mal genau diese Fragen gestellt wurden, ihr bei 6 Jahren hier 720 mal das selbe passiert sein muss.
Sie hat beschlossen, ihre Doktorarbeit zu diesem Thema zu schreiben.