Der Vulkan in Chile hat sich anscheinend immer noch nicht beruhigt und wolkt weiter vor sich hin. Hoffen wir, dass mein Flugzeug am Sonntagmorgen nach Buenos Aires fliegt und ich mit ihm.
Schlagwort: Wetter
Gefühlschaos
Ein bisschen durcheinander gehts mit mir grad schon. Als ich im März ankam, entfloh ich dem sehr kalten diesjährigen Winter in Deutschland und wurde hier zwar mit Regen, aber dafür warmen Temperaturen empfangen.
Jetzt aber, Ende Juni, sitze ich schon wieder in winterlichen Zuständen rum, bereite ein Winterlied für das Seminar morgen vor und freue mich auf Weihnachten.
Nachdem wir in Tucumán noch mehrere Museen mit unserer Anwesenheit beglückt haben (Museo de Arte Sacral, Museo Histórico, Casa de la Independencia) aber uns bei einem wegen Baufälligkeit des Gebäudes empfohlen wurde, lieber nicht reinzugehen, sind wir am Freitag ab nach Cafayate gedüst. Auf der Busfahrt sind an den unmöglichsten Stellen Leute ein- und wieder ausgestiegen und haben dazwischen mit dem Busfahrer philosophiert.
Cafayate ist ein kleines Städtchen im Norden, idyllisch in den Valles Calchaquíes gelegen, und neben dem obligatorischen Kunsthandwerk gibt es viele Bodegas, denn Cafayate ist eines der Weinanbaugebiete Argentiniens. Wie wir gestern im Museum für Weinanbau erfahren haben, liegt das am trockenen Wetter (es regnet nur 20 Tage im Jahr), am sandigen Boden und an den Temperaturunterschieden von bis zu 20°C an einem Tag! Die Traube Malbec, die aus Europa importiert wurde, dort aber aus Klimagründen nicht mehr angebaut wird, gedeiht hier optimal.
In den Genuss derselben sind wir auch schon mehrmals täglich gekommen, weil wir schon in der ein oder anderen Peña waren: Das sind typische Restaurants, in denen folklorische Live-Acts auftreten. Man unterhält sich dort also weniger, sondern lauscht der Musik, singt und klatscht mit und wenn man ein älteres argentinisches Ehepaar ist, kann man auch mal das Tanzbein schwingen zur Unterhaltung aller Anwesenden.
Abgesehen von Wein, Eis und herumziehenden Hundegangs ist Cafayate zwar eher verschlafen, aber das Landleben im Norden gefällt mir einfach ungemein gut (siehe Bericht zu Tilcara). Die Leute sind sehr freundlich und das trockene und sonnige Wetter ist eine schöne Abwechslung zur Feuchtigekeit Tucumáns; am Freitag habe ich gesehen, dass mir in meinem Zimmer dort meine Ledertasche und meine Ledersandalen geschimmelt sind! Ich hoffe, es gibt nicht noch mehr unangenehme Schimmelüberraschungen, wenn ich meinen Koffer wieder packe.
Heute möchten wir mit dem Taxi einen Ausflug zu den Ruinen in Quilmes machen, mal schauen, ob es klappt. Man darf sich hier ja auf nichts verlassen.
Fortsetzung des Zwischenstands der Things-to-do-in-Argentina-Liste der beiden:
- eine Peña besuchen
- einen Alpakapulli mit Lamamotiven kaufen
- Matezubehör kaufen
- sich ärgern, dass in der Siesta alle Läden geschlossen sind
- Siesta machen
Vulkanwolkenprobleme
Na toll! Was ich befürchtet hatte, ist eingetroffen: Der Flughafen Córdoba wurde heute morgen wegen der Vulkanwolke gesperrt und meine Mama und meine Schwester nach Santiago de Chile umgeleitet. Ich habe noch nichts von ihnen gehört, hoffe aber, dass es ihnen gut geht und sie in einem Hotel sind.
Wenn wir Glück haben, kommt der Flug morgen hier an und wir können unseren Aufenthalt in Córdoba ganz normal angehen. Unser Hostel ist in jedem Fall sehr schön.
Also Mama, Schwesterlein, wenn ihr das lest: Macht euch keine Sorgen, ihr kommt schon hier an; freut euch, dass ihr so gleich zwei Länder auf einen Schlag kennenlernt. So etwas kann in Südamerika leider immer passieren.
Der Himmel über Córdoba zeigt sich derweil wolkenlos.
Fast schon flüssige Luft
Eine kleine Demonstration, damit ihr euch vorstellen könnt, wie die Wetterverhältnisse hier so sind:
Ich sitze gemütlich im Bett und esse zu Mittag, da sehe ich, dass es beim Ausatmen aus meinem Mund herausdampft. Mich wundert das, denn mein Essen ist eigentlich gar nicht so heiß. Doch auch ohne Nudeln im Mund dampft es beim Hauchen. Ein Blick auf das Hygrometer sagt mir, dass wir heute 75% Luftfeuchtigkeit haben. Das ist für tucumanische Verhältnisse eigentlich nicht hoch, aber anscheinend tun die niedrigen Temperaturen ihr übriges.
Ist aber halb so schlimm, denn außer bei Ausatmen hat es keine Auswirkungen auf den Körper. Der Wäsche gehts da schon schlechter, sie braucht vier Tage zum Trocknen.