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Argentinien

Zeit­ver­schie­bung

Ich war auf einen Geburts­tag ein­ge­la­den. Um 18.30 Uhr ging es los. Abge­se­hen davon, dass alle (außer uns Deut­schen und der Ame­ri­ka­ne­rin) zu spät kamen, wur­de Kuchen, Snacks und kein Alko­hol ser­viert. Um Mit­ter­nacht ver­ab­schie­de­ten sich alle. Ich wun­der­te mich, weil die Argen­ti­ni­er sonst eigent­lich ger­ne, lan­ge und aus­ge­las­sen fei­ern, und wur­de auf­ge­klärt. Es han­del­te sich um einen Kaf­fee-und-Kuchen-Geburts­tag, und die meis­ten Gäs­te wür­den wohl noch wei­ter­zie­hen, um dann wo anders zu Abend essen. Ich mer­ke schon, die Uhren ticken hier anders.

Auch sonst kann man hier nicht mit deut­schen Zeit­ver­hält­nis­sen mes­sen. Wenn man sich zu einer bestimm­ten Uhr­zeit ver­ab­re­det, kann man gene­rell eine Stun­de drauf­le­gen und ist dann immer noch zu früh. Und von 13–17 Uhr geht hier gar nichts, man darf auch nie­man­den anru­fen, denn dann ist Sies­ta. Aber dafür endet der Abend dann auch garan­tiert nicht vor Mitternacht.

Und Bus­fahr­plä­ne? Gibts hier nicht. Fes­te Zeit­blö­cke an der Uni? Nö. Noch bin ich pflicht­be­wusst, aber wun­dert euch nicht, wenn ich nach mei­ner Rück­kehr zeit­lich etwas fle­xi­bler gewor­den bin.

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Unglaubliches

Räu­mung nach Protokoll

Ges­tern ist das seit der Wen­de besetz­te Haus in der Lie­big­stra­ße 14 in Ber­lin geräumt wor­den. Schon seit 6 Uhr mor­gens hat­ten sich vor dem Haus 2500 Poli­zis­ten auf­ge­stellt. Krieg­ar­ti­ge Sze­nen müs­sen sich dort abge­spielt haben.

Auf der einen Sei­te: die Beset­zer, ver­bar­ri­ka­diert im Haus, es ist ruhig, irgend­wo tropft ein Was­ser­hahn. Plopp, plopp, plopp, tickt er die ver­blei­ben­de Zeit zur Räu­mung davon, eine unbeug­sa­me Uhr ohne Zei­ger. In den Ecken kau­ern Gestal­ten, bereit, sich dem Unver­meid­ba­ren zu erge­ben. Ande­re ste­hen auf­recht da, ihre Kör­per sind wie Federn gespannt, die jeden Moment sprin­gen kön­nen. In einem Zim­mer wim­mert jemand leise.

Auf der ande­ren Sei­te: die Poli­zei, eine gan­ze Streit­macht. 2500 Gestal­ten in Reih und Glied, wie Streich­höl­zer in einer Schach­tel, dicht an dicht gedrängt und nur ein Fun­ken reicht, um ihre Ener­gie zu ent­fes­seln. Ein Blick in die star­ren Augen, Schweiß­trop­fen lau­fen hin­ein. Plopp, plopp, plopp, ver­net­zen sie die Sicht, aber Weg­wi­schen geht nicht, es darf kei­ne Schwä­che gezeigt werden.

So ste­hen sich die Hee­re gegen­über, die Luft ist schneid­bar, sogar mit einem But­ter­mes­ser. Zwei Ramm­bö­cke, die gleich auf­ei­ner­pral­len und eine Orgie der Zer­stö­rung hin­ter­las­sen werden.

Doch es geschieht nichts. Minu­ten ver­ge­hen, bald schon sech­zig an der Zahl, eine vol­le Stun­de und immer noch sind die Kata­pul­te aus Fleisch nicht los­ge­las­sen. Aber dann, DAAAAANN.….……kann es end­lich losgehen!

Denn um acht kommt der Gerichts­voll­zie­her mit dem Räumungsbescheid.

Schö­ne Bürokratie.

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Gedachtes

Bes­ser spät und nie

Neu­lich soll­te ich mal ne Haus­ar­beit schreiben.
Nach­dem ich die Stun­den davor mit aller­lei unauf­schieb­ba­ren Din­gen wie Rech­nun­gen sor­tie­ren und Schreib­tisch auf­räu­men ver­bracht hat­te, begann ich mich zu schä­men und stell­te mir selbst die Dia­gno­se: Pro­kras­ti­na­ti­on.

Vom Selbst­hei­lungs­wahn befal­len fing ich an, mei­ne Krank­heit zu goo­geln und stieß dabei auf jede Men­ge Arti­kel, die zum Glück viel­zäh­lig und alle recht lang waren.
Als ich mich damit (wie es dem sokai auch schon pas­siert ist) in eine para­do­xe End­los­schlei­fe ver­setzt hat­te, schäm­te ich mich noch mehr.

Mit der Haus­ar­beit habe ich immer noch nicht so rich­tig angefangen.
Aber mein Schreib­tisch ist jetzt hübsch übersichtlich.

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Unglaubliches

Dol­ce Witwer

Seit nun­mehr fast acht­ein­halb Jah­ren gibt es in Deutsch­land die soge­nann­te Homo­ehe, die gleich­ge­schlecht­li­chen Part­ner­schaf­ten mehr Rech­te einräumt.
Acht­ein­halb Jahre.

Man soll­te mei­nen, dass das genug Zeit ist, um sämt­li­che Dis­kre­pan­zen und Prä­ze­denz­fäl­le zu klären.
Anschei­nend nicht, denn die­ses Urteil wur­de erst vor ein paar Tagen gefällt.

Nun fra­ge ich mich, ob Homo­se­xu­el­le ein­fach län­ger leben, oder ob Deutsch­land wirk­lich so tole­rant und offen ist, wie es sich ger­ne sieht.

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Impressionen Unglaubliches

Behin­de­run­gen auf dem Damenklo

Behinderungen auf dem Damenklo

Manch­mal kann man sich nur an den Kopf langen…

Ob die Instal­la­ti­on der Spül­vor­rich­tung irgend­je­man­dem auch nur ansatz­wei­se selt­sam vorkam?
Spä­tes­tens beim Anbrin­gen des Schil­des müss­ten doch meh­re­re Augen ent­schuppt wor­den sein.

Ich hat­te als Gast mit nicht beein­träch­tig­ten unte­ren Extre­mi­tä­ten schon Schwie­rig­kei­ten, den Knopf zu drü­cken (und mit den Fin­gern will man in öffent­li­chen Toi­let­ten eher sub­ger­ne da hinfassen).

Ich möch­te an die­ser Stel­le allen kör­per­lich beein­träch­tig­ten Mit­men­schen mein Mit­ge­fühl aus­spre­chen, da dies sicher nicht der ein­zi­ge Fall ist, bei dem die Ver­ur­sa­cher sol­cher Dis­kre­pan­zen nicht wei­ter als einen Fin­ger breit gedacht haben können.