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Die Kegel­bow­lin­gold­schoo­l­e­r­fah­rung

Zum Trost, weil ich ja am Wochen­en­de ein biss­chen trau­rig war, waren mei­ne Mit­be­woh­ner ges­tern mit mir „al bow­ling”. Das muss man sich als einen Misch­masch aller Kugel-Roll-Kegel-Umschmeiß-Spie­le, die es so gibt, vorstellen.

Vom Bow­ling hat das Gan­ze die Anzahl der Kegel: 10. Außer­dem die Brei­te der Bahn.
Vom Kegeln hat es die Grö­ße der Kugel sowie das Feh­len der Fingerlöcher.

Aber das Schärfs­te ist. Es gibt kei­ne Schnü­re, die die Kegel auto­ma­tisch wie­der auf­stel­len. Son­dern da steht ein Mit­ar­bei­ter auf einer Platt­form über den Kegeln, beob­ach­tet das Spiel durch ein klei­nes Guck­loch, baut die Kegel dann immer wie­der per Hand auf und schickt die Kugel hin­ter­her auf der Roll­spur zurück zum Spieler.

Rüh­rend!

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¡Dage­gen!

Ich wur­de zwar schon vor­ge­warnt, aber jetzt ist es mir auch auf­ge­fal­len: Die Argen­ti­ni­er pro­tes­tie­ren wirk­lich gegen alles. Ständig ist irgend­wo ein Streik, eine Demo oder eine Pro­test­ver­an­stal­tung. In der letz­ten Woche waren es bei­spiels­wei­se die Stu­die­ren­den der Facul­tad de Filosofía y Letras, die einen Auf­stand mach­ten, weil das Dach der Fakultät ein­ge­stürzt ist und kei­ner die Infos wei­ter­lei­tet, wann denn nun wei­ter­stu­diert wer­den kann. Außer­dem streik­te auch die Poli­zei, die mehr Lohn woll­te (wahr­schein­lich berechtigterweise).

Die Öffent­lich­keit stört sich nicht wei­ter dran, son­dern fin­det das Gan­ze in Ord­nung (wahr­schein­lich, weil man selbst ger­ne streikt).

Auf der einen Sei­te ist es natür­lich toll, dass die Argen­ti­ni­er so lei­den­schaft­lich für ihre Rech­te ein­tre­ten. Auf der ande­ren Sei­te liegt dadurch ein gro­ßer Teil des öffent­li­chen Lebens oft lahm, sodass sich das Land meist selbst im Weg steht.

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Wie wir erst nicht in den Zir­kus konn­ten, und dann doch

Für alle, die sich schon Sor­gen gemacht haben, weil sie ein paar Tage nichts mehr von mir gehört haben: Mir geht es gut! Ich habe ein Zim­mer gefun­den, und woh­ne jetzt im Stadt­zen­trum von Tucumán. Mei­ne Mit­be­woh­ner sind unheim­lich nett und woll­ten mich schon gleich am ers­ten Wochen­en­de zu ihrer Fami­lie mit­neh­men. Ihre Kusi­ne wird näm­lich 15 und das wird bei den Mäd­chen hier ganz groß gefei­ert, weil es den Ein­tritt in ihre Frau­lich­keit dar­stellt. Und – ganz argen­ti­nisch – fängt die Par­ty erst um Mit­ter­nacht an. Dies­mal bin ich nicht mit­ge­kom­men, aber so wie ich die bei­den ein­schät­ze, wer­den sie mich jetzt wohl öfter nach Sant­ia­go zu ihrer Fami­lie mitnehmen.

Übri­gens ist mein Zim­mer recht geräu­mig und die bei­den wol­len, dass alle mei­ne Besu­che­rIn­nen bei mir schla­fen, weil „die Aus­län­der hier in den Hotels immer abge­zockt wer­den”. Wer mich also besu­chen will: ich hab ein bis zwei Bet­ten frei.

Was soll denn nun die Über­schrift die­ses Arti­kels bedeu­ten? Fol­gen­des: Wir woll­ten am Frei­tag in den Zir­kus gehen. Unse­re Gut­schei­ne, die uns ver­bil­lig­ten Ein­tritt ver­schaf­fen soll­ten, hat­ten aber kei­ne Gül­tig­keit für die Vor­stel­lung. Also waren wir etwas unschlüs­sig und sind dann ein­fach noch auf ein Getränk ins Zen­trum. Da war es schon 23 Uhr.

Um Mit­ter­nacht bekam mein Mit­be­woh­ner eine SMS von einem Freund, dass es eine Pri­vat­par­ty gäbe, das Ver­klei­dungs­mot­to: Zir­kus! Wir also nach Hau­se, um uns irgend­wie zir­kus­mä­ßig anzu­zie­hen und zu schmin­ken. Da war es dann halb eins. Ich dach­te, hal­be Stun­de fer­tig­ma­chen, dass wir um eins auf der Par­ty sind. Aber da hab ich ver­ges­sen, dass ich in Argen­ti­ni­en bin. Mei­ne Mit­be­woh­ne­rin schmink­te uns alle so kunst­fer­tig, dass wir hin­ter­her jeden Kos­tüm­wett­be­werb gewon­nen hät­ten. Das dau­er­te aller­dings auch sei­ne Zeit. Um halb vier waren wir dann schließ­lich auf der Par­ty, dem­entspre­chend waren wir auch um 8 Uhr mor­gens erst wie­der daheim. Wenn das jetzt so wei­ter­geht, geh ich nach vier Mona­ten auf jeden Fall auf dem Zahnfleisch.

Die Par­ty war übri­gens sehr inter­es­sant. Man merkt, dass die Leu­te Rhyth­mus im Blut haben. Ich muss­te mich von der deut­schen Tanz­wei­se, die eher stamp­fend Rich­tung Boden geht, erst­mal los­lö­sen und mich der latein­ame­ri­ka­ni­schen Wei­se anpas­sen. Mein Tipp: ein­fach immer mit dem Hin­tern wackeln, erst wenn man sich tie­risch einen abschwitzt, macht man es rich­tig. Auch die eher indi­vi­du­ell in sich gekehr­te Art zu tan­zen (jeder tanzt für sich allein), kann man hier ver­ges­sen. Ich kam mir auf jeden Fall sehr plump vor.

Die lus­tigs­te Sze­ne des Abends war aber, als wir drei zur Par­ty los­mach­ten. Wir hiel­ten ein Taxi an und stie­gen ein. Der Taxi­fah­rer dreh­te sich um, und schau­te uns kon­ster­niert an (wegen unse­rer Ver­klei­dung). Schwei­gen. Aber dann durch­brach mein Mit­be­woh­ner die Stil­le und sag­te: „Zum Zir­kus bitte!”

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Zeit­ver­schie­bung

Ich war auf einen Geburts­tag ein­ge­la­den. Um 18.30 Uhr ging es los. Abge­se­hen davon, dass alle (außer uns Deut­schen und der Ame­ri­ka­ne­rin) zu spät kamen, wur­de Kuchen, Snacks und kein Alko­hol ser­viert. Um Mit­ter­nacht ver­ab­schie­de­ten sich alle. Ich wun­der­te mich, weil die Argen­ti­ni­er sonst eigent­lich ger­ne, lan­ge und aus­ge­las­sen fei­ern, und wur­de auf­ge­klärt. Es han­del­te sich um einen Kaf­fee-und-Kuchen-Geburts­tag, und die meis­ten Gäs­te wür­den wohl noch wei­ter­zie­hen, um dann wo anders zu Abend essen. Ich mer­ke schon, die Uhren ticken hier anders.

Auch sonst kann man hier nicht mit deut­schen Zeit­ver­hält­nis­sen mes­sen. Wenn man sich zu einer bestimm­ten Uhr­zeit ver­ab­re­det, kann man gene­rell eine Stun­de drauf­le­gen und ist dann immer noch zu früh. Und von 13–17 Uhr geht hier gar nichts, man darf auch nie­man­den anru­fen, denn dann ist Sies­ta. Aber dafür endet der Abend dann auch garan­tiert nicht vor Mitternacht.

Und Bus­fahr­plä­ne? Gibts hier nicht. Fes­te Zeit­blö­cke an der Uni? Nö. Noch bin ich pflicht­be­wusst, aber wun­dert euch nicht, wenn ich nach mei­ner Rück­kehr zeit­lich etwas fle­xi­bler gewor­den bin.

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Die Welt ist verrückt!!!

Beim deut­schen Stamm­tisch ges­tern abend sind mir (min­des­tens) zwei Ver­rückt­hei­ten begegnet:

  1. Es gibt Leu­te (also Argen­ti­ni­er), die so ger­ma­no­phil sind, dass sie alles über Deutsch­land, sei­ne Kul­tur und Spra­che wis­sen, obwohl sie noch nie da waren. So zum Bei­spiel Sebas­ti­an, der per­fekt Deutsch spricht, mich über die deut­sche Pop­kul­tur auf­ge­klärt hat, und ab Sep­tem­ber mit Sack und Pack nach Deutsch­land zieht, um dort auf Lehr­amt (Phy­sik und Mathe!) zu studieren.
  2. Ich traf Uwe, der aus beruf­li­chen Grün­den hier in Tucumán ist. Und für wel­che Fir­ma arbei­tet er? Für eben­die, bei der ich selbst schon seit Jah­ren mei­nen Feri­en­job mache.

Ver­rückt!