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Alle Vor­sät­ze an Bord geworfen

Eigent­lich hat­te ich mir für 2009 vor­ge­nom­men, mir nichts vorzunehmen.

Aber in Anbe­tracht der neu­es­ten Ereig­nis­se, hab ich doch einen guten Vor­satz gefasst:
bis­her war ich immer ziem­lich fies zu den armen Bus­fah­rern der ViP, die jeden Tag hun­der­te Stu­den­ten zur Uni fah­ren und sie wie­der abho­len. Alles, was sie täg­lich von mir zu hören beka­men, war ein „Schö­nen guten Morgen/Schönen guten Tag” und ein strah­len­des Lächeln dazu.

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Dass es genügt, mir dadurch die Freund­schaft der gestress­ten Dienst­leis­ter zu erkau­fen? Wenn das alle so machen, ist es ja kein Wun­der, dass die geplag­ten Bus­fah­rer den Stu­den­ten die Türe vor der Nase zuhau­en, auch wenn die­se schon längst in Sicht­wei­te ange­rannt kom­men. Auch kann ich nun ver­ste­hen, dass man ein­fach an einer Bus­hal­te­stel­le vor­bei­fährt und die Pas­sa­gie­re ste­hen lässt, wenn der Bus nur halb­voll ist.

Des­halb mein Auf­ruf an alle:
Kin­der, seid doch bit­te nett zu den Bus­fah­rern die­ser Welt!
Küsst ihnen die Füße für ihre über­gro­ße Gna­de, euch mit­fah­ren zu lassen.
Fallt ihnen um den Hals, wenn sie euch nicht gleich beim Betre­ten anschreien.
Macht groß­zü­gi­ge Geld­ge­schen­ke, wenn sie pünkt­lich sind.

Nur so kön­nen wir es ihnen dan­ken, dass es sie gibt.
Ein Hoch auf die Dienstleistungsbranche!

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Ich bin doch nicht blöd – aber wie lan­ge noch?

Es gibt eine hand­voll Pro­mi­nen­te, die ich gut fin­de. Also nicht nur so die-sind-so-doof-dass-es-mich-amü­siert-gut, son­dern wirk­lich gut.
Weil sie was auf dem Kas­ten haben. Weil sie lus­tig sind. Und weil sie kein Olym­pia­sta­di­on brau­chen, um lus­tig zu sein.

Aber lang­sam beschleicht mich der Ver­dacht, dass auch sie sich lang­sam mit der medio­kren Qua­li­tät der Unter­hal­tungs­in­dus­trie abge­fun­den haben und sich ihr ergeben.

Es ist ein Phä­no­men: Komi­ker wie Harald Schmidt, Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger und Hape Ker­ke­ling besta­chen bis­her durch ihren hin­ter­grün­di­gen, intel­lek­tu­el­len und bis­wei­len auch fein­sin­ni­gen Humor und Witz. Des­halb erwar­tet man von ihnen auch lus­ti­ge Wer­be­spots, wenn sie sich schon unbe­dingt für die­se frag­wür­di­ge Not­wen­dig­keit ver­kau­fen müs­sen. Lei­der wur­de der geneig­te wenn-Wer­bung-kommt-nicht-Weg­zap­per bis­her her­be ent­täuscht. Gut, Kaf­fee ist jetzt nicht gera­de der Clown unter den zu bewer­ben­den Pro­duk­ten. Viel­leicht eher der Har­le­kin. Aber wenn die Humore­li­te Wer­bung macht, möch­te ich auch ger­ne lachen können.

Doch das alles steht im Schat­ten des aktu­ells­ten Wer­be­ver­bre­chens der Branche.
Warum…WARUM???
WAS hat sich Olli Dittrich gedacht, als der den Ver­trag mit Media Markt unter­schrie­ben hat? Es ist wie damals als Lady Di gestor­ben ist, ich kann es ein­fach nicht fas­sen. Wie kann es mög­lich sein, dass ein Ditt­sche sich ver­ant­wort­lich zeich­net für die schlimms­te Wer­bung die der­zeit kursiert?

Sie mag in den Anla­gen lus­tig gemeint gewe­sen sein. Aber Kin­der, bit­te; das muss er doch spä­tes­tens beim ers­ten Durch­blät­tern des Dreh­buchs gemerkt haben.

Viel­leicht ist er aber auch nur böse rein­ge­legt wor­den? Mög­li­cher­wei­se wur­de ihm im Ange­sicht lukra­ti­ver Prä­mi­en der Inhalt der Spots ver­schwie­gen? Oder ist der NDR am Ende plei­te und kann ihm nichts mehr zahlen?

Ich wüss­te es ger­ne. Aber ich weiß es nicht.

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Der Zug ist abgefahren…

Seit eini­ger Zeit umwirbt die Deut­sche Bahn mäßig dezent das Dau­er­spe­zi­al.
Das ist eine fei­ne Sache.
Man kann für nur 29 Euro durch ganz Deutsch­land fah­ren. Von Flens­burg nach Piding zum Bei­spiel. Sofern man da denn hinmöchte.

Ich bin wirk­lich nicht nach­tra­gend und immer ger­ne bereit, der Bahn die stän­di­gen ab und zu vor­kom­men­den Ver­spä­tun­gen zu ver­zei­hen. Es ist ja nicht so schlimm, dass man hier und da zu spät zu einem Vor­stel­lungs­ge­spräch kommt. Oder sei­nen Flie­ger ver­passt. Auch stän­di­gen spo­ra­di­schen Schie­nen­klau kurz vor Frankfurt/Oder kann man ihr nach­se­hen. Ist ja nicht ihre Schuld.

Und die Schaff­ner. Oder Zug­be­glei­te­rIn­nen, wie der geneig­te moder­ne Mensch von heu­te sie nen­nen darf. Dass sie kein leich­tes Leben haben, wis­sen wir spä­tes­tens seit den Bahn­streiks. Dau­ernd wer­den sie von über­ar­bei­te­ten Lok­füh­rern ange­pö­belt, außer­dem bekom­men sie eh sel­ber zu wenig Lohn.
Und dann immer die­se Unver­schäm­ten, die sich über Ver­spä­tun­gen beschwe­ren. Da ist es auch ver­ständ­lich, dass die Zug­be­glei­te­rIn­nen in ICEs einen noch…hmm, naja nen­nen wir es mal „salopp”…also einen noch salop­pe­ren Ton den Fahr­gäs­ten gegen­über anschla­gen. Denn sie haben ja auch einen län­ge­ren Weg.

Aber was für eine Frech­heit ist eigent­lich das Dau­er­spe­zi­al? Hat über­haupt jemals auch nur einer das Dau­er­spe­zi­al für die 29 Euro bekom­men, für die es uns immer ange­prie­sen wird? Ich habe ein­mal, EINMAL (in Zah­len: 1) eine Fahr­kar­te von Mann­heim nach Ber­lin für 89 statt für 115 Euro bekommen.
Ein ech­tes Schnäppchen.
Mir stie­gen sofort die Trä­nen in die Augen, als ich den „Ver­füg­bar­keit prüfen”-Button auf der Bahn­web­site klick­te, und mir nicht gleich das rote „nicht ver­füg­bar” erschien, son­dern tat­säch­lich noch eini­ge seeee­ehr weni­ge Tickets für den Schleu­der­preis von genann­ten 89 Euro erhält­lich waren.

Viel­leicht darf man da aber auch nicht klein­lich sein. Wer zu spät kommt, den bestraft schließ­lich das Leben. Da kann man sich nicht erst 3 Mona­te vor Fahrt­an­tritt mir nichts dir nichts vor den Com­pu­ter set­zen und den­ken, dass die Fahr­schei­ne auf klei­nen Stühl­chen sit­zen und nur dar­auf war­ten, von mir gekauft zu werden.

Falls jemand tat­säch­lich ein­mal nur 29 Euro bezahlt hat, darf er sich ger­ne bei mir mel­den und mir Tipps geben, wie er das geschafft hat. Dann neh­me ich mir recht­zei­tig im Vor­jahr der Fahrt eine Woche unbe­zahl­ten Urlaub und ver­su­che mein Glück.

Was küm­mert mich Kin­der krie­gen, Haus bau­en oder Baum pflanzen?
Mein Lebens­traum ist ein Dau­er­spe­zi­al­fahr­schein zum Preis von 29 Euro.

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Voll fett – Rie­sen­schnit­zel TV

Nach­dem es auch eini­gen Freun­den von mir auf­ge­fal­len ist, kann ich mit der Wahr­heit nicht län­ger hin­ter dem Berg halten:

Das deut­sche Fern­se­hen mutiert zum Rie­sen­schnit­zel TV!

Wel­chen Kanal man auch wählt, zu wel­cher Zeit man die Fern­be­die­nung auch bemüht, von über­all her sprin­gen einen diver­se Jum­bos und Fuß­ball­mann­schaf­ten an, die nur eine Daseins­be­rech­ti­gung zu haben schei­nen: soviel Essen wie mög­lich zu ver­drü­cken. Der geneig­te Fern­seh­zu­schau­er kann sich stets mit der Pro­ble­ma­tik aus­ein­an­der­set­zen, wo man eine Pfan­ne für ein 2kg-Schnit­zel her­be­kommt oder wel­che aus­ge­klü­gel­ten Metho­den es gibt, dass man den Koch/die Köchin durch einen leer­ge­putz­ten Tel­ler in Grö­ße eines Gul­ly­de­ckels in Exta­se ver­set­zen kann. Ich erin­ne­re nur zu gern an den jun­gen Mann, der nach gewon­ne­nem Schnit­zel­wett­es­sen stolz ver­kün­de­te: „Ich muss­te zwi­schen­drin bre­chen, aber ich hab’s run­ter­ge­schluckt, weil sie mich sonst dis­qua­li­fi­ziert hätten.”

Ich weiß nicht genau, woher die­se Mode kommt. Es wäre leicht, es mal wie­der auf die USA zu schie­ben, die ja oft als moder­ne Büch­se der Pan­do­ra her­hal­ten müs­sen. Doch selbst die sind mitt­ler­wei­le dar­auf gekom­men, dass der Trend eher von Fast Food weg­ge­hen soll­te, sie­he Super Size Me. War­um also set­zen Kabel1 und Co. auf Quan­ti­tät statt auf Qualität?

Auch nach lan­gem Über­le­gen fällt mir kei­ne Ant­wort dar­auf ein. Wis­sen die viel­leicht mehr als wir?

  • Gibt es viel­leicht eine heim­tü­cki­sche neue Seu­che, die alle Nutz­tie­re befal­len hat, so dass die deut­schen Fleisch­re­ser­ven schnell auf­ge­braucht wer­den müs­sen, bevor der Skan­dal ans Licht kommt?
  • Even­tu­ell hat die AOK ja auch eine neue Pfunds­kur in Pla­nung, für die sie neue Dicke braucht (weil die Ex-Teil­neh­mer ja mitt­ler­wei­le alle schlank sind)?
  • Oder ist es am Ende nur eine aus­ge­klü­gel­te Wer­be­kam­pa­gne der CMA?

Lei­der bin ich in die­ser Ange­le­gen­heit rat­los. Wer dazu mehr weiß oder inter­es­san­te Theo­rien hat, möge sie mir bit­te zukom­men las­sen, bevor ich mir aus Ver­zweif­lung noch ein Rie­sen­schnit­zel brate.

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Die lan­ge Nacht der Koryphäen

Kory­phäe – Chor­füh­rer in der grie­chi­schen Tra­gö­die

Ges­tern abend wur­de die euro­päi­sche Fern­seh­welt erneut mit dem Dino­sau­ri­er der Musik­wett­be­wer­be beglückt: dem Grand­prix de la Chan­son de l’Eu­ro­vi­si­on. Oder wie er auf Neu­deutsch heißt:

der Euro­vi­si­on Song Contest!

Das ist auch so ne Sache: Was ist eigent­lich mit der Vor­ga­be pas­siert, dass ein gewis­ser Pro­zent­satz des dar­ge­bo­te­nen Gesangs­stü­ckes in der eige­nen Lan­des­spra­che gesun­gen wer­den muss? Ein eng­li­sches Lied ist ohne Fra­ge viel wohl­klin­ger als ukrai­ni­sche Gut­tu­ral­akro­ba­tik oder fran­zö­si­sches Gegrun­ze, aber ver­steht eigent­lich auch nur die Hälf­te der Sän­ger, von was sie da singen?

Wie all­ge­mein bekannt ist, ist die oben genann­te Ver­an­stal­tung mitt­ler­wei­le zu einer ost­eu­ro­päi­schen Sache gewor­den. Was nicht schlimm wäre, denn dar­um ging es schon immer: wie bei einer Klas­sen­spre­cher­wahl stimmt man für sei­ne bes­te Freun­din oder den süßen Typen mit den blon­den Locken. So schie­ben sich die skan­di­na­vi­schen Län­der tra­di­tio­nell gegen­sei­tig die Punk­te zu und wir schaf­fen die 2 Punk­te-Hür­de mit Hil­fe unse­rer Freun­de aus der Schweiz. Lei­der war Öster­reich die­ses Jahr nicht dabei, sonst hät­ten wir viel­leicht noch 2 Punk­te mehr bekom­men, die uns spek­ta­ku­lär auf den vor­letz­ten Platz kata­pul­tiert hät­ten. Doch seit die geld­ge­ben­den west­eu­ro­päi­schen Staa­ten aus dem Wett­be­werb raus­ge­mobbt wur­den, ist das Gan­ze fest in den Hän­den von Russ­land, Arme­ni­en und Co.
Hier heißt es auf­ge­passt, die­ses Jahr wur­den wir so um den Genuss eines wei­te­ren qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Bei­tra­ges aus Irland gebracht, die für ihre mit­leid­erre­gen­de Enya-Kopie letz­tes Jahr gan­ze 5 Punk­te absahn­ten. Gut, dass wir Deut­schen uns ein­kau­fen kön­nen, sonst wäre wohl End­sta­ti­on für den Eurovision-Trash-Zug.

Der Sie­ger­bei­trag die­ses Jahr kam übri­gens aus Russ­land. Auch wenn man froh war, dass der Künst­ler nach der Hälf­te des Lie­des end­lich sei­ne Kon­takt­lin­se gefun­den hat­te, die ihm auf den Boden gefal­len war, muss man ihm zuge­ste­hen, dass er wenigs­tens sin­gen kann. Platz 2 und 3 wur­den von süßen, nahe­zu nacki­gen Mäd­chen belegt, was den Ver­dacht auf­kom­men lässt, dass man­che Län­der zu arm sind, um sich anstän­di­ge Kla­mot­ten zu leis­ten. Das müss­te aller­dings mal empi­risch unter­sucht werden.

Natür­lich gibt es nicht nur die bereits erwähn­ten leicht­be­klei­de­ten Madam­chen: auch die­ses Jahr gab es wie­der her­vor­ste­chen­de Auf­trit­te eini­ger Ein­zel­kämp­fer, die für ihre Sache die ein oder ande­re musi­ka­li­sche Lei­che über­stei­gen. So ist für 2008 der Bei­trag Spa­ni­ens löb­lich zu erwäh­nen. Rodol­fo Chiki­licuat­re ist anschei­nend sowas wie der Ste­fan Raab Spa­ni­ens. Lei­der hat auch er nicht auf die obli­ga­to­ri­sche Tit­ten­schau (nicht sei­ne eige­nen zum Glück) ver­zich­tet, den­noch waren 50% der Damen in einer lächer­li­chen Ste­war­des­sen­uni­form ver­packt, was die optisch sexu­el­le Sti­mu­la­ti­on etwas entschärfte.
Auch Frank­reich setz­te wie­der alles dar­an, sei­nen Ruf als Nati­on der schö­nen Men­schen in Fra­ge zu stel­len. Sie schick­ten einen bär­ti­gen Zot­tel ins Ren­nen, gar­niert mit eben­so bär­ti­gen Hin­ter­grund­sän­ge­rin­nen. Lei­der haben mitt­ler­wei­le auch die Fran­zo­sen die eng­li­sche Spra­che für sich entdeckt.

Kom­men wir zum Fazit. Fazit, hm? Lohnt es sich über­haupt, an eine sol­che Ver­an­stal­tung auch nur einen Gedan­ken zu ver­schwen­den? Laut Ein­schalt­quo­ten lockt der Bun­des­vi­si­on Song Con­test mehr Men­schen vor die Flim­mer­käs­ten als sein inter­na­tio­na­les Pang­dang, den­noch kann man der Ver­an­stal­tung eine gewis­se Fas­zi­na­ti­on nicht abstrei­ten. Wäh­rend mei­nes Eng­land­auf­ent­hal­tes ent­zück­ten uns die ungläu­bi­gen Gesich­ter der Ame­ri­ka­ner, die doch eigent­lich so eini­ges gewohnt sein müss­ten. Es mag absurd klin­gen, aber ein biss­chen stolz mach­te es uns Euro­pä­er schon, den Amis das Kon­zept zu erklä­ren, wie man Dut­zen­de ver­schie­den­spra­chi­ge Län­der mit den unter­schied­lichs­ten kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den unter einen Hut bringt. Qua­si die Babel Reunion.
Den­noch hal­te ich die gan­ze Ver­an­stal­tung als Relikt aus ande­ren Zei­ten für über­holt und alt­mo­disch, und zwang­haft in moder­nes Gewand geklei­det. Für Leu­te ohne Kabel­an­schluss und Geschmack, sowie für Läs­ter­freun­de aus aller Welt ist dies jedoch ein Fest, auf das man sich jedes Jahr aufs Neue freu­en kann.

So bleibt nur noch die fina­le Fra­ge offen, wer 2009 den letz­ten Platz bele­gen wird – Deutsch­land oder das UK?
Mes­da­mes et mes­sieurs, fai­tes vot­re jeu!